Ein Sägeblatt und Baumstämme
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Radio Wien Pflanzentipp

Die hohe Kunst des Baumschnitts

Die warmen Wintertage eignen sich perfekt zum Schneiden der Bäume und Sträucher. Wie das am besten macht und was man dabei beachten muss, erklärt Radio Wien-Pflanzenexperte Karl Ploberger.

Die meisten Bäume und Sträucher können jetzt geschnitten werden, ein paar Ausnahmen gibt es allerdings. Ploberger empfiehlt, auf alle Fälle einen Baumschnittkurs zu besuchen, um dort die Grundregeln zu erlernen.

1. Je mehr man schneidet, desto mehr wachsen die Pflanzen. Daher die wichtigste Regel: nie mehr als ein Drittel der Äste herausschneiden und keinen Ast um mehr als ein Drittel einkürzen.

Sendungshinweis

„Gut gelaunt in den Tag“, 16. Februar 2024

2. Jedes Gehölz stellt im Laufe seines Lebens unterschiedliche Schnittansprüche. Am Beginn steht der Pflanzschnitt. Sowohl die Äste werden eingekürzt, als auch die Wurzeln, wenn es sich um sogenannte „wurzelnackte“ Pflanzen handelt. Gehölze im Topf (die Profis sprechen von Containerpflanzen) müssen nicht geschnitten werden.

3. Nach einem Jahr folgt (vor allem auch bei Obstgehölzen) der Erziehungsschnitt: Triebe, die nach innen wachsen oder steil nach oben wachsen, werden dann entfernt.

4. In den folgenden Jahren ist dann der Erhaltungsschnitt notwendig. Dabei werden (zum Beispiel bei Blütengehölzen) vergreiste Triebe bodeneben herausgeschnitten und alle zu dicht stehenden Äste entfernt. Keinesfalls darf in dieser Phase des Wachstums der „Bubikopf“-Schnitt praktiziert werden. Forsythien oder andere Blütensträucher zu Kugeln formen mag kreativ sein, letztlich führt es aber über die Jahre zum völligen Vergreisen der Pflanze.

5. In der letzten Phase des Strauchlebens kann aber ein sogenannter Verjüngungsschnitt angewendet werden. Dabei wird ein Großteil der Äste bodeneben herausgeschnitten und nur einige wenige Triebe bleiben stehen. Wer es ganz richtig machen will, der schneidet „ableitend“. Das bedeutet, der dicke Aste verjüngt sich auch nach dem Rückschnitt bis zu einem kleinen Trieb. So bleibt die natürliche Wuchsform des Strauchs erhalten und er wächst von unten wieder mit vielen neuen Ästen und bildet auch wieder zahlreiche Blüten.

6. Eine für viele scheinbar brutale Schnittmethode ist das „auf den Stock setzen“. Wildgehölze, wie Holunder, Haselnuss, Kornelkirsche oder auch die Schlehe können nach einigen Jahren radikal auf etwa 20 cm zurückgeschnitten werden. Schon im ersten Jahr wachsen sie bei guten Bodenverhältnissen wieder bis zu 1,5 m und bilden schon im zweiten Jahr wieder eine dichte Hecke. Damit kann man unten verkahlte Sträucher wieder verjüngen.

7. Der richtige Zeitpunkt des Schnitts ist allerdings unterschiedlich: Blütengehölze, die im Frühjahr blühen – wie Forsythie, Flieder, Jasmin oder Kätzchenweiden werden gleich nach der Blüte geschnitten. Würde man jetzt schneiden, gäbe es keine Blüten. Sommer- und herbstblühende Sträucher, wie zum Beispiel der Sommer- (oder Schmetterlings-)flieder, werden dagegen jetzt geschnitten. Der Sommerflieder sogar sehr stark auf etwa ein Drittel der Äste. Obstbäume schneidet man jetzt. Idealer Zeitpunkt für Rosen ist dann, wenn die Forsythie blüht, dann drohen keine starken Fröste, die die frischen Knospen vernichten. Stark wachsende Obstbäume sollte man übrigens möglichst spät schneiden, denn dann bremst man das Wachstum.

Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.