Untersuchungen vor mehr als 30 Jahren haben gezeigt, dass die wenigen private Gemüsegärten, die es damals gab, völlig überdüngt waren. Die Nachkriegsgeneration schwor auf Kunstdünger. Dann kam die Biobewegung, die nach wie vor einen enormen Zuspruch erlebt. Und hier heißt es oft, nicht düngen. Doch um Erfolg zu haben und ernten zu können, benötigen Pflanzen Nährstoffe, gerade auf so intensiv bepflanzten Bereichen, wie im Nutzgarten. Aber ein Mittelmaß ist gefragt.
1. Bodenuntersuchungen durchführen: Ist man unsicher, dann sollte man die Erde in Fachinstituten überprüfen lassen. Allerdings gibt es einige perfekte Zeigerpflanzen: Wachsen Vogelmiere oder Brennnessel, ist die Erde humusreich und gut mit den wichtigsten Nährstoffen versorgt. Kriechender Hahnenfuß deutet auf hohe Nährstoffe, aber auch auf verdichtete, schwere Böden hin. Die Hundskamille ist dagegen ein Zeichen für Düngemangel, ebenso die Wiesen-Margarite (daher dürfen ja Blumenwiesen nie gedüngt werden).
Sendungshinweis
„Gut gelaunt in den Tag“, 19. Mai 2023
2. Zeichen erkennen: Schreitet man nicht gleich zur umfassenden Bodenanalyse, die für Hobbygärtner meist nicht nötig ist, erkennt man leicht die Pflanzenwünsche: Typisches Zeichen für einen Nährstoffmangel sind gelbe Blätter, hier fehlt der Hauptnährstoff: Stickstoff, auf der Düngerpackung als „N“ zu erkennen.
3. Bodenpflege ist wichtig: Bevor man unüberlegt zur Düngepackung greift, heißt es die Erde mit Kompost zu versorgen. Das „schwarze Gold“ des Biogärtners ist der beste Humus- und Nährstofflieferant. Es sorgt dafür, dass Wasser besser gespeichert wird und die Dünger im Boden gebunden bleiben und nicht ausgeschwemmt werden.
4. Weniger, dafür häufiger: Das gilt besonders für jene, die nicht mit organischen, sondern mit chemisch-synthetischen, sprich Kunstdüngern, arbeiten. Bei Überdosierung kann es zu schwerwiegenden Folgen im Wachstum kommen. Verbrannte Blätter bis zu abgestorbenen Pflanzen.
5. Biodünger wirken sanft: Wer organisch düngt, der baut Boden auf und sorgt für eine große Vielfalt an Bodenleben. Aber: Hornspäne, Hornmehl, Pellets aus Schweineborsten oder Schafwolle genau so wie Zuckerrübenvinasse oder Malzdünger wirken nur dann optimal, wenn das Bodenleben aktiv ist. Daher immer Kompost in solche Erden einmischen, er sorgt für „belebte“ Erden. In „toter“ Erde wirken diese Dünger kaum. Und bis sie wirken dauert es einige Tage bis Wochen.
6. Kunstdünger im Mantel: Seit vielen Jahren beliebt sind die sogenannten ummantelten Langzeitdünger „Osmocote“. Sie geben je nach Temperatur und Feuchtigkeit den Kunstdünger langsam an die Wurzeln ab. Sie bauen, wie alle synthetischen Dünger, Boden ab, die Auswaschung des Nitrats in den Boden hält sich aber in Grenzen. Umstritten sind die Hüllen. Der Harzmantel sollte sich komplett auflösen, manche sehen darin ein Mikroplastik-Problem.
7. In der Hauptwachstumszeit düngen: Organische Dünger kann man relativ früh ausbringen, da sie ja erst durch das Bodenleben pflanzenverfügbar werden. Kunstdünger dagegen waschen sich rasch aus und landen im Grundwasser, wenn die Pflanze auf Grund der kühlen Temperaturen noch nicht wächst.
So wirken die Dünger
Der wichtigste „Geheimcode“ steht meist ganz klein gedruckt auf den Düngerpackungen. Hinter dem Hinweis, wie das N-P-K-Verhältnis ist, findet man auch noch oft Spurenelemente und den organischen Anteil, der enthalten ist. Besonders bei Flüssigdüngern darauf achten, wie das Mischverhältnis ist, den oft kauft man bei preiswerten Düngern nur Wasser, weil sie so stark angesetzt werden müssen.
„N“ – Steht für Stickstoff: Das ist der wichtigste Pflanzennährstoff und verantwortlich für das Wachstum, die kräftigen grünen Blätter und eine ertragreiche Ernte. Überversorgung lässt die Pflanze aber dünn und kraftlos wachsen.
„P“ – steht für Phosphat: Ist verantwortlich für die Blüten- und Fruchtbildung. Gut für die Wurzelbildung und wichtiger Bausteine für die Chlorophyll Bildung.
„K“ – steht für Kalium: Ist für die Kräftigung der Pflanze wichtig. Stärkt die Zellen, erhöht die Frostresistenz (daher ist Patentkali auch ein typischer Herbstdünger). Reduziert die Krankheitsanfälligkeit.
Spurenelemente, wie Kalzium, Magnesium, Schwefel, Kupfer, Zink und Eisen und andere sind für das gesunde Wachstum notwendig. In organischen Düngern, in Kompost und in Steinmehlen sind diese Elemente zu finden und stehen meist in ausreichendem Maß zur Verfügung. Schwefel ist besonders bei alle Moorbeetpflanzen (Rhododendren, Azaleen, Heidelbeeren) wichtig, weil er den Kalk neutralisiert.
Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.