Das Lanser Moor ist ein Toteisloch. Es entstand, als der Inn-Gletscher bereits auf dem Rückzug war, wie der Geologe Christoph Spötl von der Universität Innsbruck erklärt: „Der Inn-Gletscher war in seinen ‚letzten Sekunden‘ mit Sediment bedeckt und hat noch länger überleben können, so wie heute die Pasterze. Dieses Eis, das nicht mehr geflossen ist, ist dann langsam unter dem Schutt abgeschmolzen und hat punktuell solche Depressionen erzeugt, die prädestiniert für kleine Teiche und Seen sind.“

Ein Archiv der Vegetationsgeschichte
Für die Forschung sind die Sedimente im Moor ein Archiv, das bis in die Zeit des Gletschers zurückreicht. Bohrkerne aus bis zu zehn Metern Tiefe geben Aufschluss über die Vegetationsgeschichte.
„Die tiefste Schicht ist jene, die keine Vegetationsspuren gezeigt hat, keinen Blütenstaub, keine Reste von Pflanzen. Sehr rasch ist dann eine einfache Vegetation gekommen. Dann sind die ersten Birken gekommen. Und vor ungefähr 14.700 Jahren kam der Wald nach Tirol zurück“, erklärt der Geologe.
Gletschertopf: Ein seltenes Phänomen
Eine weitere Spur des Inn-Gletschers führt in den Ullwald nach Igls. Ein kreisrundes Loch in einem Felsen wird hier landläufig als „Gletschermühle“ bezeichnet. Eigentlich handle es sich um einen „Gletschertopf“, wie Spötl erklärt.
„An Gletscherspalten konnte das Wasser tief eindringen, teilweise bis an die Gletscherbasis“, so Spötl. Unter hohem Druck – das Eis war bis zu 1.300 Meter dick – erzeugte Schmelzwasser mit Partikeln im Untergrund eine Wirbelbewegung. So wurde das Loch in den Felsen an der Basis des Gletschers gefräst.

Touren zu historischen Orten
Matthias Breit, Leiter des Gemeindemuseums Absam, organisiert Touren zu diesen geologischen Stätten. Tirol präsentiere sich gerne als geschichts- und traditionsbewusst. Die nicht-touristische Seite der Gletscher werde dabei aber oft vergessen, so Breit. Dem möchte er entgegenwirken.
„Es gibt den Gletscherexpress, die Gletscherbar, den Gletscherwasser-Alkohol, der vermarktet wird. Aber wie die Gletscher dazu beigetragen haben, dass wir hier überhaupt leben können, dass wir auch den Gästen etwas Besonderes anbieten können, das ist eigentlich wenig im Bewusstsein verankert und daher haben wir diese Gletschertour mit dem Rückblick zusammengestellt“, erklärt der Museumsleiter.

Universität verabschiedet sich von Gletschern
Die Gletschertouren sind eingebettet in die Initiative „Goodbye Glaciers!?“ der Universität Innsbruck. Während sich die Touren mit dem alten Inn-Gletscher beschäftigen, macht die Uni auf den aktuellen Gletscherschwund aufmerksam, der hierzulande nicht mehr aufzuhalten sei, wie der Gebirgsforscher Wolfgang Gurgiser erklärt.
„Da muss man ganz ehrlich sein, für die Gletscher in den Ostalpen und in Österreich gibt es nur mehr wenig Hoffnung bis keine. Da könnten höchstens kleine Reste übrig bleiben und auch nur dann, wenn es uns gelingt, global die Treibhausgasemissionen viel stärker zu reduzieren, als das momentan absehbar ist.“ Global gesehen gebe es für größere Gletscher aber noch „große Hoffnung“, so Gurgiser, „weil das sehr negative Folgen für uns alle hätte, wenn sie schmelzen würden.“